Sagoinza-Moor

Sumpfporst-Rhododendron tomentosum
Charakterpflanze der teilweise bewaldeten Zwischenmoore in der Muskauer Heide: Sumpfporst (Rhododendron tomentosum) © Christian Hoffmann

Mitten im Muskauer Faltenbogen am südwestlichen Rand von Gablenz liegt das kleine Moor „Sagoinza“. Auf sächsischer Seite dürfte es sich um das letzte Moor in den „Giesern“ des Faltenbogens handeln. Aufgrund der kesselartigen Struktur der Senke wird es auch als Kesselmoor bezeichnet. Allerdings handelt es sich  aus Sicht der Wasserversorgung um ein Versumpfungsmoor. Bei hohen Grundwasserständen, wie in der Vergangenheit normalerweise gegeben, wachsen vor allem Torfmoose, Wollgräser, Moosbeere, Rosmarinheide und Sumpfporst. Diese bilden unter den nassen Bedingungen Torf. Auch der Mittlere Sonnentau, eigentlich besonders häufig in küstennahen Gebieten, sowie der Rundblättrige Sonnentau kamen hier einst vor. Doch von ihnen ist jetzt nichts mehr zu sehen.

Vorwaldstadium mit Birke und Kiefer im Sagoinza-Moor Anfang 2018
Vorwaldstadium mit Birke und Kiefer im Sagoinza-Moor Anfang 2018 © Christian Hoffmann

Seit über fünfzehn Jahren können wir eher trockenen Fußes durch das Moor gehen. Vor allem die zunehmend höheren Sommertemperaturen führen zur Austrocknung, und in den letzten Jahren die anhaltende Dürre. Fällt das Moor trocken wachsen schnell junge Bäume auf und der Prozess der Austrocknung beschleunigt sich.

 

Deshalb hatte der NABU Regionalgruppe Weißwasser gemeinsam mit der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz und der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Görlitz „Erste-Hilfe“-Maßnahmen eingeleitet. Die Naturforschende Gesellschaft beantragte über die Richtlinie Natürliches Erbe (NE 2014) im Jahr 2017 Gelder und die Arbeiten konnten im Jahr 2018 beginnen. Die Ziegenhof Pusack GbR beseitigte in zwei Wintern die dichten Kiefern- und Birken-Aufwüchse. Nun hatten die typischen Moorpflanzen wieder ausreichend Licht, wenn auch noch kein Wasser. Außer dem wenigen Regen in den letzten Jahren gab es kein hohes Grundwasser. Leider führt das auf Dauer zum Abbau des Torfkörpers und damit zur Freisetzung von darin gespeicherten Nährstoffen und von Kohlendioxid.

 

 

Arbeitseinsatz des NABU Regionalgruppe Weißwasser e.V.
Arbeitseinsatz von NABU-Mitgliedern Ende Juli 2021 © Christian Hoffmann

Die NABU Regionalgruppe Weißwasser übernahm deshalb die notwendige Aufgabe, die Stockausschläge der Laubbäume und die aufkommenden Sämlinge von Kiefer und Co. zu beseitigen. Mit zwei Arbeitseinsätzen im Jahr sind die ehrenamtlichen NABU-Mitglieder dabei. Besonderes Augenmerk legen die Aktivitäten auf den aus Nordamerika stammenden Filzigen Spierstrauch (Spiraea tomentosa), welcher in den Lausitzer Mooren Massenbestände ausbilden kann. Auch dadurch sind die Lausitzer Moore bedroht. Wir werden diese Aufgabe auch weiterhin übernehmen in der Hoffnung, dass es wieder ausreichend regnet und Wasserüberschüsse zu einer Erhöhung der Grundwasserstände führen.

Um die Wiedervernässung zu beschleunigen werden wir als nächstes gemeinsam mit den regionalen Wasserversorgern über die Möglichkeiten verhandeln aus einer wenige hundert Meter entfernten Pumpstation Wasser in das Moor einzuleiten. Doch dazu muss zunächst die Wasserqualität geprüft werden. Es muss nährstoffarm sein und möglichst wenig Eisen enthalten.

Sumpfporst (Rhododendron tomentosum) im Sagoinza-Moor 2022
vitale Sumpfporst-Bestände (Rhododendron tomentosum) trotz Dürrejahren im Sagoinza-Moor 2022 © Christian Hoffmann

Auf der sächsischen Seite des Muskauer Faltenbogens gibt es kein vergleichbares Moor (mehr). Ursprünglich waren viele der „Gieser“ vermoort. Doch vor über 150 Jahren begann bereits der Abbau der oberflächennah anstehenden Braunkohle im Tagebau- und Tiefbaubetrieb. Zurück blieben langgestreckte Tagebaurestseen mit häufig extrem saurem Wasser und in der Regel ohne Moorvegetation. Die aktuellen Großtagebaue entwässerten die südlichen Moore des Muskauer Faltenbogens, wodurch nur noch Fragmente erhalten sind.

Literatur:

Hoffmann, C. & K. Brandt (2020): Revitalisierung des „Kesselmoores Sagoinza“ im Muskauer Faltenbogen. in: Berichte der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz, Band 28. S. 115-120